28.03.2017
Aktuelles

PRESSEMITTEILUNG: ZECKENGEFAHR – „AKTUELLE FSME-SITUATION IN ÖSTERREICH“



Österreich startet mit einem Anstieg der FSME-Erkrankungsfälle in das Jahr 2017. Wurden 2015 „lediglich“ 71 Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) dokumentiert, konnten letztes Jahr 89 neue Erkrankungen an dem potentiell lebensbedrohlichen Virus festgestellt werden

Österreich startet mit einem Anstieg der FSME-Erkrankungsfälle in das Jahr 2017. 
Wurden 2015 „lediglich“ 71 Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) dokumentiert, konnten letztes Jahr 89 neue Erkrankungen an dem potentiell lebensbedrohlichen Virus festgestellt werden. Unter den Neuerkrankungen findet sich die Altersgruppe der Menschen ab 30 Jahren auffällig oft, da Auffrischungsintervalle häufig nicht eingehalten werden oder die Impfung ganz vergessen wird. [1] Ein ebenfalls besorgniserregender Trend: die schlechte Durchimpfungsrate speziell bei Kleinkindern. Dies könnte mit der Zeit zu einer stark reduzierten Durchimpfungsrate in der Gesamtbevölkerung führen. [2]

In Österreich liegt die FSME-Durchimpfungsrate bei 83%. [1]  Dieser Wert ist das Ergebnis jahrzehntelanger kontinuierlicher Aktivitäten. Im Jahr 1981 wurde erstmals eine österreichweite FSME-Impfkampagne in Zusammenarbeit mit der Ärzte- und Apothekerschaft gestartet. Seitdem findet die Impfaktion jährlich statt. Der Erfolg von über 40 Jahren FSME-Schutzimpfungen in Österreich ist beachtlich: Wurden im Jahr 1979 noch 677 hospitalisierte FSME-Fälle aufgezeichnet, konnte die Anzahl der Neuinfektionen über die Jahre hinweg auf deutlich unter 100 Fälle pro Jahr reduziert werden. [1]

Trotz einer allgemeinen Durchimpfungsrate von 83% sind nur 64% korrekt geimpft. Somit gibt es in Österreich noch immer zu viele vermeidbare Neuerkrankungen, die bleibende Schäden und im schlimmsten Fall sogar den Tod zur Folge haben können. Da eine FSME-Impfung einen Individualschutz und keine Herdenimmunität bewirkt, haben korrekte Impfabstände große Bedeutung. Die Wichtigkeit der regelmäßigen Auffrischungsimpfung wird oft als zu gering eingeschätzt und die möglichen schwerwiegenden Folgen einer FSME-Erkrankung sind den Menschen zu wenig bewusst.

Zecken stechen in jedem Bundesland

FSME stellt in jedem österreichischen Bundesland eine Gefahr dar. Das zeigt die Verteilung der Erkrankungsfälle der letzten zwei Jahre. In sechs von neun Bundesländern ist sogar ein Anstieg der Neuerkrankungen feststellbar: [1]
Wien: 2015 – 1 Fall / 2016 – 4 Fälle
Niederösterreich: 2015 – 4 Fälle / 2016 – 4 Fälle
Oberösterreich: 2015 – 16 Fälle / 2016 – 27 Fälle
Burgenland: 2015 – 0 Fälle / 2016 – 1 Fall
Steiermark: 2015 – 20 Fälle / 2016 – 13 Fälle
Kärnten: 2015 – 2 Fälle / 2016 – 7 Fälle
Salzburg: 2015 – 3 Fälle / 2016 – 8 Fälle
Vorarlberg: 2015 – 3 Fälle / 2016 – 1 Fälle
Tirol: 2015 – 15 Fälle / 2016 – 24 Fälle


Auswirkungen der Naturverbundenheit der Österreicher auf die FSME Neuerkrankungen

Dass die Österreicher sehr naturverbunden sind und ihre Freizeit gerne mit sportlichen Aktivitäten oder beim Entspannen im Freien verbringen ist keine Neuigkeit. Freizeitaktivitäten in der Natur sind zwar gesund, gleichzeitig aber auch die häufigste Ursache für eine FSME-Ansteckung durch Zecken. Die aktuellen Zahlen des FSME-Situationsberichts zeigen deutlich auf, dass kein Bundesland FSME-frei ist und auch im Westen Österreichs, speziell in Tirol, ein starker Anstieg an FSME-Fällen dokumentiert wurde. Das Risiko von einer mit dem FSME-Virus infizierten Zecke gestochen zu werden, besteht für Kinder genauso wie für Erwachsene. Eltern von Kindern und Kleinkindern, die gerne in der Wiese spielen und krabbeln, sollten bereits früh an eine erste FSME-Schutzimpfung denken, die laut dem österreichischem Impfplan bereits ab dem vollendeten 1. Lebensjahr empfohlen wird. [3] „Als ich mich Ende der 1970er Jahre durch einen Zeckenstich mit FSME infizierte, begann für mich eine lange und schmerzhafte Reihe von Behandlungen. Zu dieser Zeit gab es noch keine großen Impfkampagnen zur FSME. Teilweise wurde ich wie in Quarantäne behandelt – das sind schlimme Erinnerungen, speziell wenn man diese Erfahrungen, so wie ich, als Kind durchmacht. Zum Glück ist das Impfbewusstsein heute weiter verbreitet und durch wenig Aufwand können schlimme Folgen für Kinder und Erwachsene verhindert werden“, so der ehemalige FSME-Patient Leo Glanner.

„Der aktuelle FSME-Bericht zeigt, dass kein Bundesland mehr FSME-frei ist. Vor allem müssen wir uns von der trügerischen Vorstellung verabschieden, dass es in höheren Regionen keine Zecken gibt und Freizeitaktivitäten in den Bergen kein Risiko darstellen“, betont der Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Dr. Rudolf Schmitzberger. Auch die alpinen Gebiete im Westen Österreichs seien heute nicht mehr zeckenfrei. Vergleiche man etwa die durchschnittliche Zahl an jährlichen FSME-Fällen in Tirol der vergangenen sechs Jahre mit dem Durchschnitt der Jahre 2005 bis 2010, so ergebe sich eine Steigerung um 35%.

„Wer korrekt – also entsprechend dem empfohlenen Impfschema – geimpft ist, kann sich entspannt im Freien aufhalten, denn die FSME-Impfung bietet einen nahezu hundertprozentigen Schutz“, so Schmitzberger. Der Österreichische Impfplan empfehle die Immunisierung daher allen in Österreich lebenden Personen. „Ein eigener Kinder-Impfstoff ist ab dem vollendeten ersten Lebensjahr zugelassen. Ältere Menschen sollten daran denken, dass auch das Immunsystem im Alter abbaut. Ab dem vollendeten 60. Lebensjahr sollte man seinen Impfschutz alle drei Jahre erneuern. Davor gilt ein Auffrischungsintervall von fünf Jahren“, betont der ÖÄK-Impfreferent.
Hier komme insbesondere den Hausärztinnen und Hausärzten eine wichtige Rolle zu. Sie sollten die FSME-Impfintervalle älterer Patienten im Auge behalten und rechtzeitig an die Auffrischung erinnern.

Rückgang der Durchimpfungsrate bei Kindern

Laut einer aktuellen Marktforschung an 2.000 Personen wurden 7 von 10 Österreichern schon mal so von einer Zecke gestochen, dass der Stich aufgefallen und für den Betroffenen ohne Zweifel auf eine Zecke zurückzuführen war. Außerdem zeigte sich, dass 32% der über 2.000 Befragten in den vergangenen 12 Monaten von mindestens einer Zecke gebissen worden waren. Im Durchschnitt wurden die rund 640 Betroffenen von 3 Zecken innerhalb eines Jahres gestochen. Geht es um die Relevanz der Schutzimpfung, so geben 54% an, dass der Schutz vor FSME mittels einer Impfung sehr wichtig ist. Durch die weitgehend positive Einstellung gegenüber der FSME-Schutzimpfung lässt sich die beeindruckende Durchimpfungsrate von 83% in Österreich erklären. Wirft man jedoch einen Blick auf die Durchimpfungsrate bei Kindern und Jugendlichen, so kann ein deutlicher Negativtrend festgestellt werden. „Nach dem Schuleintrittsalter, bei den über 6jährigen, liegt die Durchimpfungsrate zwar nach wie vor bei über 80%, im Vergleich der Ergebnisse von 2015 und 2016 ging die Durchimpfungsrate aber beispielsweise bei den 11-19 Jährigen um 6% zurück. Dramatisch gering ist mittlerweile die Durchimpfungsrate bei den bis zu 3 Jahre alten Kleinkindern. In dieser Altersgruppe sind nur 35% der Kinder geimpft. Im Jahr 2011 waren es noch 61%. Trotz der hohen FSME-Durchimpfungsrate in Österreich gab es 2016 insgesamt 89 Personen, die wegen einer FSME-Erkrankung im Krankenhaus behandelt werden mussten. Von den 89 Personen waren 7 Patienten Jugendliche bis 14 Jahre. [2] Um Kinder bereits in der frühen Kindheit vor dem Virus zu schützen, sollten Eltern dringend an eine FSME-Schutzimpfung denken – bereits im Kleinkindalter“, so die unabhängige Marktforscherin der GfK Astrid Eßl.

„Aus ärztlicher Sicht ist es unverantwortlich, Kinder dem Risiko einer im schlimmsten Fall lebensgefährlichen FSME-Infektion auszusetzen. Offensichtlich sind sich viele Eltern nicht bewusst, dass Zecken auch auf städtischen Spielplätzen, in ,Beserlparks‘ sowie zunehmend in alpinen Regionen vorkommen“, so der Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer, Rudolf Schmitzberger.

Impfaktion 2017 und die Rolle der Apotheken

„Die österreichischen Apotheken bieten auch heuer wieder die FSME-Impfstoffe für Erwachsene und Kinder bis 31. August zu einem Sonderpreis an. Die Apothekenaktion ist ein Grund dafür, dass die Impfung gegen FSME mit einer Durchimpfungsrate von 83% die am besten akzeptierte Schutzimpfung in Österreich ist und auch international als Vorzeigemodell für gute Durchimpfungsraten gilt“, so Mag. pharm. Andrea Vlasek, Präsidentin der Apothekerkammer Wien. Die Apothekerinnen und Apotheker nehmen durch ihre Funktion als Beratungsstelle für ihre Kunden eine kompetente und wichtige Rolle ein, auch wenn es um das Thema Schutzimpfungen geht. „Impfstoffe zählen zu den effizientesten und besten Arzneimitteln und bieten Schutz vor schweren Erkrankungen. Die fachliche Beratung zählt zu den Kernkompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker. Durch ihren niederschwelligen Zugang sind Apotheken ideale Gesundheitsdrehscheiben. Auch beim Thema Impfungen stehen die Apothekerinnen und Apotheker der Bevölkerung als kompetente Gesundheitsberater zur Seite. Wir informieren über sämtliche Aspekte rund um das Thema Impfschutz“, so Vlasek.

Dr. Christiane Körner Präsidentin des Vereins zur Förderung der Impfaufklärung (VFI) zur Bedeutung der Grundimmunisierung und der lückenlosen Durchimpfung: „Nur mittels einer konsequenten Durchimpfung und den regelmäßigen, zeitlich korrekten Auffrischungen des FSME-Impfschutzes, können im Vergleich zur Vergangenheit weiterhin wenige Neuansteckungen erreicht werden. Ein richtiger Impfschutz kann nur dann bestehen, wenn zum einen die Grundimmunisierung korrekt durchgeführt wurde und zum anderen die empfohlenen Auffrischungsintervalle eingehalten werden.“

Intervalle der FSME-Schutzimpfung

Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass eine einzige Dosis der Impfung nicht ausreicht um Sie vor einer Infektion zu schützen. Die ersten beiden Teilimpfungen sind nötig um für die kommende Saison ausreichend geschützt zu sein. Für einen optimalen Schutz benötigt man die dritte Dosis der Grundimmunisierung, vorzugsweise vor Beginn der Zeckenaktivität im nächsten Jahr. Der Schutz hält auch nicht lebenslang an. Regelmäßige Auffrischungsimpfungen in den empfohlenen Impfabständen sind erforderlich um einen durchgehenden Schutz zu erreichen. Die Grundimmunisierung besteht aus insgesamt drei Teilimpfungen. Nach der ersten Impfung erfolgt der zweite Teil der Immunisierung nach einem Monat und die dritte Impfung kann nach 5 Monaten bis zu einem Jahr erfolgen. Anschließend müssen die Auffrischungstermine eingehalten werden können Lücken entstehen, in denen man nicht geschützt ist.

Der Impfplan zeigt die Intervalle auf, in denen man impfen sollte. „Die FSME Impfung ist gut verträglich und sehr wirksam. Allerdings gilt es auch hier, rechtzeitig aufzufrischen. Eine einmalige Impfung bietet nicht den erwünschten Schutz. Die Faustregel lautet: Die erste Auffrischung wird drei Jahre nach der Grundimmunisierung verabreicht. Danach frischt man bis zum vollendeten 60. Lebensjahr alle 5 Jahre, ab dem vollendeten 60. Lebensjahr alle 3 Jahre auf. Wir empfehlen, die Auffrischungsimpfung vor Saisonbeginn, also am besten jetzt, zu verabreichen“, sagt Mag.pharm Andrea Vlasek über die große Relevanz der Auffrischungsimpfungen.

Über FSME

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Viruserkrankung, die zur Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute und des Zentralnervensystems führen kann. Die Symptome der FSME können einer Grippe ähnlich sein, wie z. B. Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und Nackensteifheit. Die Erkrankung kann zu bleibenden Dauerschäden wie Lähmungen oder langandauernder Rekonvaleszenz führen und sogar tödlich enden. Auch bei einem leichteren Krankheitsverlauf kann es zu einer Persönlichkeitsveränderung und Konzentrationsschwächen kommen. In den meisten Fällen wird der Stich der Zecke durch die betäubende Eigenschaft ihres Speichels gar nicht wahrgenommen. Hat sich die infektiöse Zecke einmal festgesaugt, wird das Virus sofort übertragen.

Über den Verein zur Förderung der Impfaufklärung

Der Verein zur Förderung der Impfaufklärung wurde 2014 in Wien gegründet und arbeitet österreichweit mit Gesundheitsbehörden und allen Institutionen, die sich mit Impfungen und durch Impfungen vermeidbare Erkrankungen beschäftigen. Der VFI will Halbwissen und Vorurteile, unbegründete Ängste und Sorgen gegenüber Impfungen entgegentreten. Aufklärung und fundierte Fakten durch anerkannte Studien dienen dabei als Basis für die Wissensvermittlung. Dem VFI liegt im Speziellen eine ausgewogene Risikoabschätzung am Herzen. Die Menschen brauchen dafür klare und vor allem verständliche Informationen.

Der Vorstand des Vereins zur Förderung der Impfaufklärung setzt sich zusammen aus Dr. Christiane Körner (Präsidentin), Univ.-Prof. Dr. Ursula Kunze (Generalsekretärin) und Dr. Georg Gerhard Duscher (Vizepräsident).
Die in diesem Pressetext verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen treten der besseren Lesbarkeit halber nur in einer Form auf, sind aber natürlich gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen.

Mit freundlicher Unterstützung von Pfizer Corporation Austria Ges.m.b.H., Wien

Quellen:
[1] Zentrum für Virologie. FSME Epidemiologie 2016. In: https://www.virologie.meduniwien.ac.at/fileadmin/virologie/files/Epidemiologie/2017/0417s.pdf
[2] GFK Healthcare 2016
[3] Österreichischer Impfplan In: http://bmg.gv.at/home/Impfplan
[4] European Center for Disease and Control. Factsheet: Tick-borne encephalitis. In: http://ecdc.europa.eu/en/healthtopics/emerging_and_vector-borne_diseases/tick_borne_diseases/tick_borne_encephalitis/basic_facts/Pages/factsheet-health-professionals.aspx


Alle Bilder:


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