05.03.2021
Praevenire

PRAEVENIRE Präsident Schelling: Eine moderne Gesundheitsinfrastruktur braucht Flexibilität und Zusammenarbeit



Österreichs Gesundheitssystem zählt zu den weltweit besten. Damit das auch in Zukunft so bleibt, müssen Patientinnen und Patienten effektiver durch das System geleitet werden. Nur so wird sichergestellt, dass das Land optimal auf aktuelle und zukünftige strukturelle Herausforderungen vorbereitet ist. „Im Hinblick auf Veränderungen in der Arbeitswelt, des Lebensstils, der Mobilität und des familiären Umfeldes, sind die bestehenden Versorgungsstrukturen entsprechend anzupassen. Dem PRAEVENIRE Leitsatz ,structure follows strategy´ folgend, ist eine moderne Infrastruktur so zu gestalten, dass Patientinnen und Patienten ohne Umwege durch das System geleitet werden, um zur für sie besten Versorgung, zur passendsten präventiven bzw. rehabilitativen Maßnahme zu kommen und ein hohes Gesundheitswissen zu erhalten“, erklärt PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling.


Die PRAEVENIRE Initiative Gesundheit 2030 fokussiert sich in diesem Themenkreis auf Menschen mit chronischen Erkrankungen, da die stark steigenden Zahlen dieser Patientengruppe neue Lösungsmodelle verlangen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf den Bereichen Diabetes und Schmerz. Beide bedeuten für Patientinnen und Patienten massive Einschränkungen der Lebensqualität und für das System steigende Gesundheitskosten. Primärversorgungszentren, Gruppenpraxen, mobile Dienste und telemedizinische Angebote werden stark an Bedeutung gewinnen und die vorwiegend bestehenden Einzel-Settings ablösen. „In jedem Fall sollten eine nachhaltige Verwendung und Einbindung vorhandener Ressourcen vor der Schaffung neuer Strukturen der Vorrang gegeben werden“, betont Schelling.


Um ein modernes und krisenfestes Gesundheitssystem sicherzustellen, empfiehlt die PRAEVENIRE Initiative Gesundheit 2030 folgende drei Optimierungsprogramme mit konkreten Handlungsempfehlungen:




Im Zusammenspiel mit Früherkennungsprogrammen für Pre-Diabetiker sollen im Rahmen der Gesundenuntersuchung Risikoprofile erstellt werden, um so individuelle Gefährdungspotenziale zu erkennen. Darüber hinaus empfiehlt PRAEVENIRE eine ergänzende Ausrichtung auf Familienanamnesen, da Vererbung beim Typ-2-Diabetes eine bedeutende Rolle spielt.Die Apotheken leisten einen essenziellen Beitrag in Punkto Prävention und Awarenessbildung und sollen in dieser Funktion verstärkt unterstützt werden.




Bestehende Versorgungsstrukturen sollen modernisiert und verstärkt bedarfsorientiert genutzt werden, anstatt neue Systeme aufzubauen. Die Etablierung von Primärversorgungszentren, Gruppenpraxen sowie One-Stop-Shop-Einrichtungen ist fundamental. Dabei kommt den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten als wegweisende Koordinatoren eine bedeutende Rolle zu. Die Errichtung regionaler Therapiezentren mit spezialisierten Teams, die engen Kontakt zu Patientinnen und Patienten halten, erweisen sich als effektiv, um – auch im Zusammenspiel mit digitalen Begleitangeboten – den Therapieerfolg zu steigern. PRAEVENIRE empfiehlt darüber hinaus die Einbindung von Ambulanzen in die extramurale Versorgung.




Für die Finanzierung regionaler Therapiezentren erweisen sich PPP-Modelle als effektivste Lösung. Konzessionssysteme (vgl. Notare für § 2 Ärzte) und direkte Finanzierungen mit Umlagesystemen sollen als Anreize für Ärztinnen und Ärzte dienen, sodass sich diese zukünftig auch in wenig frequentierten Gegenden niederlassen. Darüber hinaus sollen Private Krankenversicherungen verstärkt als wichtige Versorgungspartner und bedeutende Player zur Sicherung der Spitzenmedizin anerkannt werden. PRAEVENIRE empfiehlt ein Finanzierungsprogramm aus einem Topf, vor allem auch im Hinblick auf das Thema Prävention.


Bessere Gesundheit der Bevölkerung als Ziel


„Österreich braucht eine optimierte Basisversorgung, wenn es sein Gesundheitssystem weiterentwickeln und Spitzenmedizin auf hohem Niveau erhalten will“ betont Dr. Erwin Rebhandl, Präsident der OBGAM und von AMPLUS. Es brauche in Österreich eine „Primärversorgung neu“, die für wohnortnahe Gesundheitsförderung und Prävention steht, für die rasche und umfassende Behandlung akuter Erkrankungen sowie für das optimale Management bei chronischen Erkrankungen. „Eine gute Primärversorgung zur Stärkung der extramuralen Versorgung führt zu besserer Gesundheit der Gesamtbevölkerung, einer geringeren Zahl von unnötigen Spitalsaufenthalten und zum Ausgleich sozialer Ungerechtigkeiten“, so Rebhandl.

In Österreich gibt es 800.000 Menschen mit Diabetes, zumindest bei einem Viertel jener Patienten ist die Erkrankung undiagnostiziert, dazu kommen geschätzt zumindest 300.000 Menschen mit Prädiabetes. Diesen Patienten ist zum überwiegenden Großteil nicht bekannt, dass sie an einer Vorstufe leiden und ein hohes Risiko haben, innerhalb der nächsten Jahre an einem Diabetes mellitus zu erkranken. Die Diagnose könnte leicht anhand eines Laborwertes gestellt werden, der aber derzeit nicht in der Vorsorgeuntersuchung verankert ist. „Gerade bei Diabetes ist die Früherkennung wichtig um die Entstehung von Komplikationen zu vermeiden“ erklärt Univ. prof. Dr. Susanne Kaser, stv. Dir der Univ. Klinik für Innere Medizin 1 der Medizinischen Universität Innsbruck und Präsidentin der ÖDG. Diabetes ist keine Lebensstilerkrankung, die erbliche Komponente spielt eine ganz wesentliche Rolle. Für die Durchführung der Behandlung dieser komplexen Erkrankung braucht es neben Allgemeinmedizinerinnen und -medizinern auch spezialisierte Praxen oder Ambulanzen, um eine bestmögliche Therapie zu gewährleisten.
Die zunehmende Versorgungsnotwendigkeit chronischer Krankheitsbilder verlangt einen Ausbau und die Anpassung der bestehenden Infrastruktur. „Hier muss aber zwischen urbanen Ballungsräumen, in denen viele Fachärzte und Spitalsambulanzen konzentriert und nah vorhanden sind, und ländlich geprägten Regionen unterschieden werden“, erklärt Dr. Alexander Biach, Direktor-Stellvertreter der Wirtschaftskammer Wien. So benötige es für die professionelle Betreuung chronisch Kranker in ländlichen Gegenden spezialisierte Zentren mit einem Behandlungsteam als regionale Anlaufstelle, um eine optimale Therapie zu gewährleisten. „Für die Finanzierung der Infrastruktur könnten dabei Public-Private-Partnership-(PPP)-Modelle angedacht werden, wie dies bereits erfolgreich bei der Errichtung von Kinder-Rehabilitationszentren in Österreich umgesetzt wurde“, regt Biach an. Für einzelne Patientinnen- und Patientengruppen wäre zur Therapiebegleitung auch der Einsatz digitaler Angebote sinnvoll, kann sich Biach vorstellen.

„Wir sollten uns die Freiheit nehmen, bewährte internationale Vorbilder in der Versorgung aufzugreifen und zu schauen, ob diese nicht unser bestehendes Angebot bereichern könnten. Daher empfiehlt PRAEVENIRE, die Themen Gesundheitskompetenz, Prävention und integrierte Versorgung –insbesondere von chronisch Erkrankten– mit Unterstützung des Konzepts Community Health Nursing prioritär anzugehen und damit die konkreten Gesundheitsbelange der Menschen in den Regionen — in interdisziplinärer Abstimmung mit dem Haus- oder Vertrauensärztinnen und -ärzten — zu betreuen“, erklärt Schelling abschließend.

PRAEVENIRE Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ an Bundes- und Landesregierungen überreicht


Gemeinsam mit mehr als 500 Gesundheitsexpertinnen und –experten erarbeitete PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling neue Lösungsmodelle für das österreichische Gesundheitssystem. Im Fokus des Weißbuches steht die Entwicklung einer Strategie, wie ein modernes und krisenfestes Gesundheitssystem für die österreichische Bevölkerung erhalten und auf ein nächstes Level transferiert werden kann.
Das Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“, das konkrete Handlungsempfehlungen für die Bundes- und Landesregierungen gibt, wurde im Oktober 2020 Bundeskanzler Sebastian Kurz, Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer und Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka überreicht.

Weiterführende Informationen zum Weißbuch-Themenkreis „Ausbildung“ finden Sie unter folgendem Link: Weißbuch-Kapitel "Moderne Infrastruktur"


Aviso

Vom 19. bis 21. Mai 2021 finden im niederösterreichischen Stift Seitenstetten die 6. PRAEVENIRE Gesundheitstage statt. Die Essenzen und Erkenntnisse der dabei stattfindenden Vorträgen und Diskussionen bilden die Basis für die nächste Ausgabe des Weißbuchs „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ (Version 2021/22). Das Programm finden Sie unter folgendem Link.


Anmeldungen zu den 6. PRAEVENIRE Gesundheitstage: [HIER]



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