04.02.2021
Praevenire

PRAEVENIRE Präsident Schelling: Für Topniveau in Gesundheitsberufen muss entsprechend in Ausbildung investiert werden



Die Menge medizinischen Wissens verdoppelt sich alle fünf Jahre. Bis 2022 wird eine Verdoppelung pro Quartal erwartet. „Vor diesem Hintergrund ist es unabdingbar, die Rahmenbedingungen in der Ausbildung entsprechend zu adaptieren, um vom Wissensfortschritt zu profitieren und diesem nicht hinterherzuhinken. Um die beste solidarische Gesundheitsversorgung für die österreichische Bevölkerung sicherzustellen, muss die Ausbildung sowohl für Medizinerinnen und Mediziner als auch für alle anderen Gesundheitsberufe auf Topniveau gehalten und dementsprechend investiert werden“, fordert PRAEVENIRE Präsident, Dr. Hans Jörg Schelling.

Gesundheitssystem durch Wissen mitgestalten

„Weiterbildungseinrichtungen werden derzeit von einem sehr starken Wertewandel und Trendentwicklungen tangiert. Bei Gesundheitsberufen muss bereits in der Ausbildung gelernt werden, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und die Sprache anderer Berufsgruppen im Gesundheitswesen zu verstehen, um erfolgreich zusammenarbeiten zu können“, betont PhDr. Andrea Gruber, MSc, MBA, Stv. Leiterin des Departments für Wirtschaft und Gesundheit, Donau Universität Krems. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen sollen durch eine Weiterbildung zur richtigen Zeit am richtigen Ort ihr Wissen einsetzen können und damit ein modernes, leistungsfähiges Gesundheitssystem für die österreichische Bevölkerung mitgestalten, das Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt stellt“, so Gruber.

Um das Grundziel, den Erhalt einer solidarischen Gesundheitsversorgung der österreichischen Bevölkerung auf hohem Niveau zu gewährleisten, muss massiv in Aus- und Weiterbildung investiert werden. Im Rahmen der PRAEVENIRE Initiative Gesundheit 2030 wurden für das Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ (V.2020) zum Thema Aus- und Weiterbildung folgende Handlungsempfehlungen erarbeitet:

Relaunch der ärztlichen Ausbildung

Soziale Komponenten müssen im Aufnahmeprozess zum Medizinstudium einen höheren Stellenwert erfahren, um in der ärztlichen Praxis im Sinne einer Zuwendungsmedizin besser auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten eingehen zu können. Während der universitären Ausbildung zum Allgemeinmediziner sollten Facharztfächer wie z.B. Dermatologie oder Augenheilkunde verpflichtend Teil des Curriculums sein. Des Weiteren soll auch das Modell der Lehrpraxis auf zwei Jahre ausgedehnt werden. Durch die Verlängerung der Ausbildungszeit auf sechs Jahre entspricht sie der Länge einer Facharztausbildung und erlebt damit die Aufwertung zu einem „Facharzt der Allgemeinmedizin“.

MR Dr. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen und Wiener Ärztekammer sowie Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte, hebt die Vorteile der Lehrpraxis einmal mehr hervor und betont, dass dadurch eine optimale Patientenversorgung ermöglicht wird: „Die Möglichkeit, im Rahmen der Lehrpraxis bei einer niedergelassenen Ärztin oder einem niedergelassenen Arzt zu arbeiten und Erfahrungen zu sammeln, ermöglicht den Praxisalltag hautnahe kennenzulernen. Die Lehrpraxis gibt zusätzliche zentrale Impulse für die Berufswahl zur Allgemeinmedizinerin oder zum Allgemeinmediziner sowie bei einigen Fächern zur Fachärztin oder zum Facharzt und trägt zum Erlernen der optimalen Patientenversorgung bei.“

Kommunikation auf Augenhöhe

Kommunikative und soziale Kompetenzen sind im Gesundheitswesen unerlässlich. Die PRAEVENIRE Initiative Gesundheit 2030 fordert daher, dass kommunikative Skills von Beginn an in Curricula implementiert werden. Auch Telemedizin muss im Zuge der Ausbildung einen Schwerpunkt darstellen. Die Fokusverschiebung von der Reparatur- zur Präventivmedizin kann nur gelingen, wenn Vertreter der Gesundheitsberufe die Prinzipien der Self Care kennen und vermitteln können. Bei der Patientenkommunikation sind Beratungsgespräche als Leistungen anzuerkennen und zu honorieren, da sie einen wesentlichen Beitrag zu Health Literacy, Eigenverantwortung und Prävention leisten.

Ausbildungsoffensive starten

Um das Verständnis für andere Berufsbilder zu fördern und damit ein Aufbrechen berufsständischen Fachdenkens zu begünstigen, sind interdisziplinäre Lehrinhalte allen Medizinern und Gesundheitsberufen als interdisziplinäres (Wahl-)Fach anzubieten. Auch eine stärkere vertikale Durchlässigkeit im System muss gegeben sein, sodass Personen in Assistenzberufen durch Qualifikationsmöglichkeiten Aufstiegschancen erhalten. Es benötigt zudem finanzielle Anreizsysteme für Quer- bzw. Wiedereinsteiger. Die PRAEVENIRE Initiative Gesundheit 2030 spricht sich zudem für die Abschaffung von Studiengebühren für FH-Studiengänge der Gesundheitsberufe aus, während zugleich Ausbildungsplätze für nicht ärztliche Gesundheitsberufe ausgebaut werden müssen.

Strukturelle Anpassungen notwendig

Es gilt langlebige Versorgungsstrukturen mit attraktiven Rahmenbedingungen zu schaffen, die dem immer wichtiger werdenden Thema Work-Life-Balance in Gesundheitsberufen Rechnung trägt. Gleichzeitig soll durch verpflichtende weiter­bildende Programme der Gesundheitsberufe, für Patientinnen und Patienten, unabhängig von der Wohnregion und der Versorgungsebene, eine State of the Art-Behandlung gewährleistet sein. „Die Ausbildungslandschaft im Gesundheitssektor wird den schnelltaktigen gesellschaftlichen, technologischen und wissenschaftlichen Veränderungen nur dann standhalten können, wenn heute in jene Themen und Berufsbilder investiert wird, die die Welt der Gesundheit morgen braucht“, appelliert Schelling.

PRAEVENIRE Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ an Bundes- und Landesregierungen überreicht

Gemeinsam mit mehr als 500 Gesundheitsexpertinnen und –experten erarbeitete PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling neue Lösungsmodelle für das österreichische Gesundheitssystem. Im Fokus des Weißbuches steht die Entwicklung einer Strategie, wie ein modernes und krisenfestes Gesundheitssystem für die österreichische Bevölkerung erhalten und auf ein nächstes Level transferiert werden kann.

Das Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“, das konkrete Handlungsempfehlungen für die Bundes- und Landesregierungen gibt, wurde im Oktober 2020 Bundeskanzler Sebastian Kurz, Landeshauptmann Dr. Wilfried Haslauer und Nationalratspräsident Mag. Wolfgang Sobotka überreicht.

Weiterführende Informationen zum Weißbuch-Themenkreis „Ausbildung“ finden Sie unter folgendem Link: Weißbuch-Kapitel "Ausbildung"

Aviso

Vom 19. bis 21. Mai 2021 finden im niederösterreichischen Stift Seitenstetten die 6. PRAEVENIRE Gesundheitstage statt. Die Essenzen und Erkenntnisse der dabei stattfindenden Vorträgen und Diskussionen bilden die Basis für die nächste Ausgabe des Weißbuchs „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ (Version 2021/22). Das Programm finden Sie unter folgendem Link.

Anmeldungen zu den 6. PRAEVENIRE Gesundheitstage: [HIER]

 

Rückfragehinweis:

Mag. Dren Elezi, MA
PR-Consultant
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