Wie gehen wir in Österreich mit Innovationen im Gesundheitsbereich um, die kurzfristig viel kosten, langfristig jedoch für das Gesundheitssystem und gesamtgesellschaftlich einen hohen Mehrwert bringen? Mit dieser Frage beschäftigten sich die Expertinnen und Experten beim Gipfelgespräch zum Themenkreis Innovation und Finanzierung für die Erstellung des Weißbuchs „Zukunft der Gesundheitsversorgung“.
Das österreichische Gesundheitssystem ist mit zwei großen Dynamiken – demographische Entwicklung und medizinischer Fortschritt – konfrontiert. Nach Ansicht der Expertinnen und Experten ist unumstritten, dass eine sichere und kontinuierliche Versorgung der österreichischen Bevölkerung mit Arzneimitteln – unabhängig von Wohnort und sozialem Status – gewährleistet sein muss. Die Kosten neuer, hochpreisiger Medikamente und Therapien würden in der öffentlichen Diskussion oftmals auf die unmittelbaren Kosten einer Neuerung fokussiert werden. Gerade der Einsatz von Generika und Biosimilars ermögliche enorme Einsparungen und sei eine Voraussetzung für die gesicherte Finanzierung des medizinischen Fortschritts. Einigkeit herrschte unter den Teilnehmenden des Gipfelgesprächs auch darüber, dass der PatientInnennutzen in alle Entscheidungen zu integrieren ist und das österreichische solidarische Gesundheitssystem beibehalten, aber effizient sein muss.
Die Unterstützung und Umsetzung zukunftsweisender Innovationen erfordert eine Adaption bestehender Prozesse und Strukturen der österreichischen Gesundheitsversorgung. Aus Sicht der Medizinerinnen und Mediziner soll ein schneller und unbürokratischer Zugang zu innovativen Produkten ermöglicht sein. Damit einhergehen müsse eine zentrale österreichweite Erfassung dieser Innovationen anhand eines Registers zur Sicherung und Messung der Qualität. Nur so könne eine transparente, integrative ganzheitliche Betrachtung und Kosten-Nutzen-Bewertung - vor allem im Hinblick auf den PatientInnennutzen - erfolgen, sind sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Gipfelgesprächs einig.
Gerade bei Innovationen sei eine Zentralisierung und Fokussierung sowohl bei der Behandlung als auch Finanzierung unumgänglich. Zentralisierte Finanzierungsmöglichkeiten gewährleisten einen zielorientierten, effizienten und fokussierten Geldmitteleinsatz. Zudem müsse die österreichische Förderlandschaft so gebündelt und optimiert werden, dass Exzellenz entstehen könne und Forschung ein hoher gesellschaftlicher Stellenwert beigemessen wird. Jetzt in der Corona-Krise zeige sich, dass die Pharmaindustrie eine der wichtigsten Industrie-Branchen sei und Forschung für die Versorgung der Menschen wichtig ist. In dem Zusammenhang sei auch die Etablierung eines One-Stop-Shop für das Management und eine Prozessbeschleunigung eine effektive Maßnahme.
Beim Themenkreis Innovation und Finanzierung für das Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ wirken u.a. mit:
Dr. Wolfgang Andiel, Dr. Gerald Bachinger, Dr. Ulrike Berger, Dr. Alexander Biach, Dr. Michael Binder, Univ.-Prof. Dr. Michael Gnant, Univ.-Prof. Dr. Richard Greil, KommR Mag. Alexander Herzog, Mag.pharm. Gernot Idinger, Mag. Ulrich Lübcke, Mag.pharm. Dr. Elisabeth Messinger, aHPh, Mag. (FH) Veronika Mikl, Dr. Sabine Möritz-Kaisergruber, Prof. Dr. Harald Ott, Dr. Ronald Pichler, DI Regina Plas, Prof. Dr. Reinhard Riedl, Hon.-Prof. (FH) Dr. Bernhard Rupp, Mag. Martin Schaffenrath, Dr. Ines Vancata, Mag. DDr. Wolfgang Wein, OA Univ.-Doz. Dr. Ansgar Weltermann (Stand 2. April 2020)
Bis Ende April finden zu den 15 Themenkreisen die abschließenden Gipfelgespräche statt. Im Mai erfolgt im Rahmen der 5. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten die Präsentation und Diskussion des Weißbuchs „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ (Version 2020) durch PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling. Auch wird im Mai die Übergabe des Weißbuchs an die Bundesregierung und die Landesregierungen erfolgen.
5. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten
Die 5. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten finden vom 27. – 29. Mai 2020 statt. In diesen Tagen wird der Verein PRAEVENIRE mit dem Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ Version 2020 sowohl erste Vorschläge zur Optimierung der Gesundheitsversorgung präsentieren als auch mit Top-Expertinnen und –Experten an einer Weiterentwicklung arbeiten. Informationen zu Programm und Anmeldung unter www.praevenire.at
Mag. Petra Hafner
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