Wie sich ein derzeit interessenorientiertes Gesundheitssystem zu einer Struktur entwickeln kann, welche die Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt stellt, das beleuchteten Expertinnen und Experten im Zuge des PRAEVENIRE Gipfelgesprächs zum Thema „Systemstruktur“ und zeichneten zukunftsorientierte Versorgungsmodelle, die weit vor dem Arztbesuch ansetzen.
Es braucht ein effizientes, zielgesteuertes und krisenfestes Finanzierungssystem, bestehend aus koordinierten Töpfen, aus denen gemeinsam geschöpft werden kann. Dabei muss am System der Selbstverwaltung festgehalten werden, sodass Beiträge zweckgebunden bleiben und nicht für andere Bereiche verwendet werden können. Die Eigenverantwortung der Patientinnen und Patienten soll gestärkt werden, indem neben Präventiv-Maßnahmen auch steuerliche Entlastungen bei jenen Menschen zu trage kommen, die gesundheitsfördernde Maßnahmen aus eigener Tasche finanzieren (z. B. Nikotinentwöhnung). Die Patientinnen und Patienten werden damit zum Koproduzenten ihrer Gesundheit und sollen im Sinne der Self-Care in ein gemeinsames, präventives Boot geholt werden.
Jene Erfahrungen, die jetzt aus der Corona-Krise geschöpft werden, sollen auch in der Finanzierung des Gesundheitssystems berücksichtigt werden, denn die Belastung für das System ist nie höher gewesen: Krisenphänomene bedürfen Flexibilität und müssen vor dem Hintergrund eines starken öffentlichen Systems auch nach der Krise neu diskutiert werden. Den Weg zurück wird es in einer Zeit, in der die Digitalisierung mit Maßnahmen wie der kontaktlosen Medikamentenverordnung ihren Durchbruch erlebt, nicht mehr geben. Vielmehr formt sich eine Zukunft der Telemedizin, die neben telefonischen Krankschreibungen oder Tele-Psychotherapie auch ärztliche Videoberatung in den Fokus neuer Versorgungsmodelle stellt.
Digitalisierung verlangt gleichzeitig eine geschärfte Aufmerksamkeit dahingehend, die Patientinnen und Patienten immer auch dort abzuholen, wo sie stehen. Voraussetzung für eine optimale Versorgung der Versicherten ist die Zugänglichkeit – einerseits in Punkto Barrierefreiheit, aber auch in kulturell-sprachlicher Hinsicht. Dem Gesundheitssystem muss es gelingen, eine Sprache zu sprechen, die von allen Patientinnen und Patienten verstanden wird.
Positiv werden Public Private Partnership Modelle (PPP) bewertet, die beispielsweise im Bereich der Kinderrehabilitation erfolgreich zur Anwendung kommen und auch in weiteren infrastrukturellen Einrichtungen chancenreich ausgerollt werden könnten. Ein großes Manko sehen die Expertinnen und Experten hingegen in fehlenden Prozesskostenrechnungen und Prozessqualität. Es geht darum, das Optimum zwischen dem richtigen und gleichzeitig günstigsten Versorgungsmodell zu finden. Aktuell ist das Krankenhaus die teuerste Versorgungsebene. Ein wesentliches Ziel der Patientinnen- und Patientensteuerung ist daher der Weg vom „Most Expensive Point of Service“ zum „Best Point of Service“: Patientinnen und Patienten müssen in Ebenen davor ab- und aufgefangen werden, wie beispielsweise durch den Einsatz digitaler Tools, um vorab eine bessere Orientierung sicher zu stellen und einen produktiven Weg durch das Gesundheitssystem zu gewährleisten. Vor dem Hintergrund dieses „Best Point of Service“ wurde auch das jüngste Corona-Maßnahmenpaket für jene Risikogruppen diskutiert, die nicht zur Arbeit gehen sollen, um besser geschützt zu werden.
Beim Themenkreis Systemstruktur für das Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ wirken u.a. mit:
Dr. Wolfgang Andiel, Dr. Gerald Bachinger, Dr. Alexander Biach, Dr. Thomas Czypionka, Dr. Peter Eichler, HR Dr. Thomas Holzgruber, Andreas Huss, MBA, Prof. Dr. Christoph Klein, MMag. Astrid Knitel, Mag. Mirjana Mayerhofer, Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Martina Olf-Meindl, MBA, MSc, Mag. Wolfgang Panhölzl, Mag. Jan Pazourek, Dr. Sigrid Pilz, Dr. Erwin Rebhandl, Hon.-Prof. (FH) Dr. Bernhard Rupp, Mag. Martin Schaffenrath, MBA, MBA, MPA, Dr. Günther Schreiber, Ao. Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres, PhD, Ing. Walter Troger, Dr. Ines Vancata, Mag. pharm. Thomas Veitschegger (Stand 30.3.2020)
„Wir konnten bereits bei einem Drittel der geplanten 15 Themenkreise die finale Phase abschließen. Ziel ist dabei das Erreichen eines Konsenses von zumindest 75 Prozent über die Vorschläge und Inhalte unter den mitwirkenden Expertinnen und Experten sowie Kooperationspartnern. Ich möchte mich bei den Mitwirkenden aller Themenkreise bedanken, dass sie, trotz der derzeitigen Situation, mit großem Engagement an der Erstellung des Weißbuches arbeiten“, so PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling.
Bis Ende April finden zu den 15 Themenkreisen die abschließenden Gipfelgespräche statt. Im Mai erfolgt im Rahmen der 5. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten die Präsentation und Diskussion des Weißbuchs „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ (Version 2020) durch PRAEVENIRE Präsident Dr. Hans Jörg Schelling. Auch wird im Mai die Übergabe des Weißbuchs an die Bundesregierung und die Landesregierungen erfolgen.
Die 5. PRAEVENIRE Gesundheitstage im Stift Seitenstetten finden vom 27. – 29. Mai 2020 statt. In diesen Tagen wird der Verein PRAEVENIRE mit dem Weißbuch „Zukunft der Gesundheitsversorgung“ Version 2020 sowohl erste Vorschläge zur Optimierung der Gesundheitsversorgung präsentieren als auch mit Top-Expertinnen und –Experten an einer Weiterentwicklung arbeiten. Informationen zu Programm und Anmeldung unter www.praevenire.at
Mag. Julia Wolkerstorfer
PR-Consultant
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