2. PMCA-IMPULS 2018: ÖSTERREICHS PHARMAMARKT 2017 UND GLOBALE TRENDS In altbewährter Weise beschäftigte sich der zweite Impulsabend des Pharma Marketing Clubs Austria (PMCA) im heurigen Jahr mit den Entwicklungen des Pharmamarktes des vergangenen Jahres und einem Ausblick in die Zukunft. Unter dem Titel „Österreichs Pharmamarkt 2017 und globale Trends – Fokus Innovationen. Wer kann dies bezahlen?“ führten am 26. Februar Dr. Martin Spatz, MBA Geschäftsführer bei IQVIA Österreich, und Dr. Josef Probst, Generaldirektor des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, als Impulsspeaker durch einen spannenden Abend mit offener Diskussion. Mag. Erika Sander, Generalsekretärin der Österreichischen Gesellschaft vom Goldenen Kreuze, moderierte die anschließende Diskussion. IQVIA, entstanden durch den Zusammenschluss von IMS Health und Quintiles, verfügt in Österreich über eine gut etablierte Datensammlung, die sowohl eine Messung des Apotheken-Sell-out-Marktes, des Krankenhausmarktes als auch des Sell-in-Marktes durch den Großhandel erlaubt. „Der Arzneimittelmarkt in Österreich ist insgesamt um sechs Prozent im Vergleich zu 2016 gestiegen. Es konnte gezeigt werden, dass gleichzeitig der Markt für erstattungsfähige Arzneimittel 2017 um 4,8 Prozent gewachsen ist. Auf Arzneimittel in der No-Box entfielen in diesem Markt 2017 rund 14 Prozent des Umsatzes. Die No-Box ist damit seit 2015 konstant rückläufig“, sagte Dr. Martin Spatz in seinem Key-Note-Vortrag unter dem Titel „Facts not Ficton!“. „Der Bereich der unter die Rezeptgebühr fallenden Arzneimittel ist von 2016 auf 2017 um mehr als 53 Prozent gestiegen: ein Effekt, der primär auf die Erhöhung der Rezeptgebühr, aber auch zu einem kleineren Teil auf die ASVG-Novelle zur Grünen Box per Oktober 2017 zurückzuführen ist. Die Gruppe der Biosimiliars ist im Jahr 2017 um knapp 40 Prozent gewachsen, dennoch ist deren wertmäßiger Anteil innerhalb der Biologika immer noch sehr klein“, so Spatz. Im zweiten Teil seines Vortrages ging Dr. Spatz auf globale Trends bei innovativen Therapien ein. Der Fokus lag hier auf dem hoch innovativen Bereich der onkologischen Therapien sowie gänzlich neuen Therapieansätzen wie CAR-T und CRISPR/Cas (Zelltherapie und Geneditierung). Pricing-Strategien im Fokus Dr. Josef Probst fokussierte sich in seinem Vortrag auf die Hochpreispolitik der Pharmakonzerne für neue, innovative Medikamente. Zur aktuellen Situation in Österreich hält er fest, dass der ständige Dialog zwischen Industrie und Sozialversicherung dafür gesorgt hat, dass wir gemeinsam die Kostenentwicklung halbwegs stabil halten können. „Die laufenden Gespräche zum Thema Arzneimittelpreise haben in Österreich dafür gesorgt, dass die derzeitige Preisentwicklung kurzfristig halbwegs stabil ist“, betonte Probst. „Der Europäische Rat sieht die Preisentwicklung im Segment der hochpreisigen Medikamente mit Sorge. In Österreich sind teure Medikamente mit einem Packungspreis von mehr als 700 Euro für ein Drittel der Medikamentenkosten der Sozialversicherung verantwortlich. Das sind 600.000 teure Medikamentenpackungen von den insgesamt 120 Millionen Packungen, die dieses Drittel der Kosten verursachen. Inhaltlich geht es bei den teuren Medikamenten vor allem um Medikamente für seltene Erkrankungen, Krebsmedikamente und Hepatitis C Behandlungen. „Von 2009 bis 2017 haben sich die Kosten für Orphan Drugs und Onkologika verdoppelt. Für beide Bereiche zusammen liegen sie bei 400 Millionen Euro p.a. Wir sind in einzelnen Fällen mit Jahrestherapiekosten von 50.000 Euro bis zwei Millionen Euro konfrontiert“, so Probst. Was mögliche Zukunftsstrategien betrifft, raten EU-Experten laut Probst zu mehr Preis- und Kostentransparenz, man muss außerdem die Regeln für den Schutz der Innovation ändern und neue Modelle zur Forschungsfinanzierung entwickeln. Kritische wissenschaftliche Literatur zur Wirksamkeit von Onkologika muss auch zu einem kritischen Hinterfragen der Zulassung führen. In Anlehnung an das Prinzip Pay-for-Performance sollte der Schwerpunkt nicht auf den Einkauf von Medikamenten, sondern auf der Bezahlung wirksamer Therapien liegen. Das erfordert auch ein gemeinsames Verständnis von Industrie und öffentlichen Gesundheitssystemen zur Nutzenbewertung in den Jahren nach der Zulassung. Doppelt zu unterstreichen ist laut Probst die Notwendigkeit der Etablierung einer Dialogplattform zwischen Industrie und öffentlichen Gesundheitssystemen auf europäischer Ebene. Den Link zum Expertenpapier kann man hier herunterladen. Über den PMCA Seit seiner Gründung stellt der Pharma Marketing Club Austria (PMCA) eine Plattform mit dem Schwerpunkt „Marketing im Gesundheitswesen“ für Agenturen, Pharmafirmen, Verlage, Dienstleister und andere medizin-orientierte Unternehmen dar. Der PMCA bezeichnet sich selbst als „Netzwerk des Wissens“ und hat es sich zum Ziel gesetzt, Entwicklungen und Trends für den Gesundheitsmarkt aufzuspüren und Impulse zu setzen, aber vor allem die einzelnen Marktteilnehmer miteinander zu vernetzen. 2015 feierte der Pharma Marketing Club Austria sein 20-jähriges Bestehen. Weitere Informationen sowie alle Termine finden Sie unter www.pmca.at Die in diesem Pressetext verwendeten Personen- und Berufsbezeichnungen treten der besseren Lesbarkeit halber nur in einer Form auf, sind aber natürlich gleichwertig auf beide Geschlechter bezogen. Linkliste: hier [https://ec.europa.eu/health/expert_panel/sites/expertpanel/files/docsdir/opinion_innovative_medicines_en.pdf] www.pmca.at [http://www.pmca.at/]