In seiner Begrüßungsrede betonte Univ.-Prof. Dr. Klaus Markstaller, Leiter der Universitätsklinik für Anästhesie, Allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie der Medizinischen Universität Wien und Präsident des vfwf, die Bedeutung der partizipativen Medizin im perioperativen Prozess, aber auch in anderen Bereichen des medizinischen Alltags: „Obwohl die partizipative Medizin eigentlich kein neues Thema in der Medizin ist, haben sich mittlerweile die Rahmenbedingungen grundlegend geändert“, betonte Markstaller. „Das betrifft insbesondere die Erwartungshaltung des Patienten: Sein Informationsgrad ist vor allem durch das Internet dramatisch angestiegen. Aber auch die Erwartungshaltung der Mediziner hat sich geändert: Heutzutage wird uns eine Nicht-Partizipation des Patienten am Entscheidungsprozess sehr schnell vorgeworfen“, betonte der vfwf-Präsident in seiner Keynote und konzentrierte sich dabei auf die Interdisziplinarität: „In der perioperativen Medizin wollen wir zeigen, wie eine interdisziplinäre und interprofessionelle Arbeit dem Wohle und der Sicherheit der Patienten dienen kann. Denn das Einzige, woran der Patient interessiert ist, ist die Gesamtheit der medizinischen Betreuung“, so Prof. Markstaller.
Patienten: Akteure der Gesundheit
Die Wiener Pflege-, Patientinnen- und Patientenanwältin Dr. Sigrid Pilz sprach davon, Patientinnen und Patienten als Akteure ihrer Gesundheit wahrzunehmen. Es gehe darum, dass die Patienten für die Zustimmung zur Behandlung die richtigen und guten Informationen haben. Dazu brauche es unter anderem auch gute didaktische Modelle mit viel Kreativität.
Für Prof. Michael Gnant sei es sehr wichtig, die Wahrhaftigkeit in die Diskussion über die partizipative Medizin zu bringen. „In einer partizipativen Gesellschaft kann die Medizin nur partizipativ sein. Heute haben wir sehr viel mehr Empowerment und eine viel höhere Patientensicherheit als früher: Das sind positive Entwicklungen, und wir müssen sie als eine Chance betrachten“, so der Leiter der Universitätsklinik für Chirurgie und vfwf-Vizepräsident. Auch Gnant betonte, dass im perioperativen Prozess der Patient und sein Wohl klar im Mittelpunkt stehen müssen: „Neue Strukturen ermöglichen einen gesamtheitlichen Blick auf das Wohl der Patienten: So bilden wir mittlerweile Chirurgen und Anästhesiologen anfangs gemeinsam aus“, sagte Gnant, und sprach anschließend von einem ständigen Aufholbedarf, Informationen an Patienten, aber auch an andere Akteure in der Versorgungskette besser zu vermitteln: „Wir brauchen klare und einfache Tools in der partizipativen Medizin: Transparenz, eine zweite Meinung als Prinzip und ein informiertes Vertrauen zwischen Patientinnen und Patienten und Ärztinnen und Ärzten“, betonte Prof. Michael Gnant.
Mag. Elmar Pichl, Sektionschef im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, sprach von der Verbindung der Medizin und Bildung. Mündige Bürger müssen im Stande sein, Angebote, die etwa durch die Digitalisierung in der Medizin zur Verfügung stehen, richtig zu nutzen. Dabei sei eine der zentralen Aufgaben des Bildungssystems, wie man Health Literacy dem Bürger näher bringen kann.
Auf das Thema Digitalisierung fokussierte sich auch Dr. Clemens Martin Auer, Sektionschef im Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz. Ein gesicherter Zugang zu Gesundheitsdaten sei ein unendlicher Wert im Gesundheitssystem, man müsse sich jedoch gleichzeitig darum kümmern, die digitale Infrastruktur im extra- und intramuralen Bereich zu verbessern, denn die Digitalisierung sei laut Auer eine wichtige Komponente in der partizipativen Medizin.
Die Ärzte hätten mit sehr gut informierten Patienten zu tun, betonte der Vizepräsident der Ärztekammer für Wien Dr. Wolfgang Weismüller. Dabei habe man unterschiedliche Patientengruppen: für jüngere oder besser gebildete Patienten ist die Internetnutzung eine Selbstverständlichkeit. Der Umgang mit dem informierten Patienten stelle laut Weismüller die Ärzte vor neue Herausforderungen.
Fotocredit: Peter Provaznik
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